China lockt mit Geld

Mao Tse Tung ging noch über Leichen: Rund 65 Millionen Menschen hat der Massenmörder auf dem Gewissen, der sein Land mit der Kulturrevolution und dem Großen Sprung nach vorne quälte. Den wahren Fortschritt brachte Deng Xiaoping mit der faktischen Einführung des Kapitalismus. Seine Erben führen Dengs Tradition fort, wie sich jetzt zeigt.

Der chinesische Vize-Ministerpräsident Li Keqiang ist derzeit auf Europatour – und er entzückt seine Gesprächspartner durch heftiges Wedeln mit Geldscheinen. Peking erntet nun die Früchte seiner jahrelangen leisen Abschaffung des Kommunismus: Zwar kontrollieren die Staatskonzerne noch die strategisch wichtigen Branchen. Das Land hat aber in weiten Teilen einen freien Markt zugelassen und durch Fleiß und günstige Löhne einen exorbitanten Devisen-Überschuss aufgebaut. Damit kauft es sich jetzt Macht und Einfluss.

Und welch Unterschied zwischen Li Keqiang, der als der neue starke Mann in Peking gilt, und dem alten Mao: China wird inzwischen als Retter begrüßt, das Land will einem Medienbericht zufolge spanische Staatsanleihen im Wert von rund sechs Milliarden Euro kaufen. Das boomende Reich der Mitte will außerdem milliardenschwere Aufträge an deutsche Konzerne vergeben. Beim Deutschland-Besuch von Li Keqiang wollten mehrere Unternehmen, darunter Volkswagen und Daimler, Verträge über rund fünf Milliarden Euro unterzeichnen. Ich gönne China diese Erfolge.

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